Park der Veteranen

Drei siamesische Parkwächterinnen in gepaspelten Uniformen
ziehen sich gegenseitig den Scheitel nach, umwickeln den Kamm
mit Butterbrotpapier und blasen die Weise vom gebrochenen Sein.

In ihren BH‘s rascheln die Liebesbriefe aus Zeiten, als sie noch
wolkenbesäumte Röcke trugen.

Die Facetten ihrer Leben horten sie sorgsam unter
den gefalteten Taschentüchern in der obersten rechten Schublade
der Schlafzimmerkommode.
In ihren Oberschenkeln verwahren sie das Vermächtnis ihrer Existenz.

Auf Hammerzehen drehen sie Pirouetten im Park
unter einem Himmel in sterbendem Blau.

Vom Tanz ermattet und blümerant
fassen sie sich an den Saum und heben die Röcke an.
Wind fährt unter ihren Schoss
bläht ihr Rocksegel zum Fallschirm auf
und mit schläfrigem Lid
landen sie sanft auf der taufeuchten Wiese im Park

glätten mit streichelnden Bewegungen die Falten im Kleid
ziehen sich, die eine der anderen, die Ohrpantöffelchen über
und lauschen in den Untergrund hinab
wo das Wurstwasser durch die Abwasserkanäle gurgelt.

An den Kniekehlen untergehakt, mäandern sie auf dem Schaum
ihrer Lippenbläschen durch die Parkanlage.
Über die frischgeschorenen Glatzen haben sie sich lakenweisse
lippenrote und augenveilchenblaue Hortensienblütenköpfe gestülpt.

Die Bewegungen ihres vereinten Körpers folgen dem Repertoire
der Synchronschwimmerinnen