KARTEN
Weg mit dem Karaoke-Mikrofon! Ich binde meine Schreibhand an den Körper und ziehe eine Spur übers Papier.
SCHLUSSKADENZ
Der Selbstmörder schächtet sich mit der Mondsichel und fällt
ZELLHAUFEN
MARIGOT
Toter Arm
Gestern: Das Büszergewand im Brakwaszer gewaschen.
Heute: Eine lachsfarbenen Unterhose an der Leine zur Geschlechterdressur.
BERGFREIHEIT
Vogelschiessen
BLINDWIDERSTAND
Verursachen schale Worte Mundgeruch?
But if what the eye can’t see is missing from the soul, too, then life really isn’t worth a toss …
27.5.23
Die Nachbarin vom ersten Stock hat Jahreswäsche gemacht. Drei riesenhafte Mäntel hängen über der Leine.
Ich habe sie noch nie aus dem Haus gehen sehen.
ANGE EN PAPIER
AASEN
Zwischen den falben Halmen vom letzten Jahr entdeckte ich: eine Schildkröte, die sich als Fuszball tarnte
AUTOSEMANTIKUM
Die Akzeptanz des Nichtzubewältigenden
Das Leben ein Balanceakt auf dem Grat der Abbruchkanten. Der Lawinensuchtrupp tarnt sich als Müllmänner und birgt
die zivilisatorischen Überreste aus den Verschüttungen.
SPECKFETTKUCHEN
Fingerfahrt übers Brustbein / das Hemd kariert und schon scheitert das Leben an der Knopfleiste.
Das zerpflügte Bett heute morgen: Die Hinterlassenschaft einer anderen Existenz oder ‚Totemistische Kulturen: das Selbst als eine andere‘
SLAY QUEEN
Heute Morgen neben einem schwarzen Heilbutt aufgewacht, ein Caterpillar in weiszes Laken gehüllt.
WINDKNOCHEN
BON[E]FIRE
SCHLICK
BRIEFBESCHWERERIN
[was ich alles werden könnte]ICH TIER SO
/ el poem es el animal!
die Pelzzunge um den Hals gelegt
das wilde Tier leckt Dekolleté
das Wort findet
in der Mundhöhle
Unterschlupf
lallt stottert und erbricht
zerpochte Syntax
verwegen sprieszt der Damenbart
KAMPFSTIEFELSTRÜMPFE
SCHLACHTFEST
[Ver·h{u}·ren]
forlorn
GRAPHOMANIE
Fünf Einzeltäter besuchen jeden Freitag um 16 Uhr das Freizeitmodul ‚Gesellschaftstanz‘ in der VHS. Sie schächten in Vorgärten Tulpenköpfe und füllen die Kelche mit Dosenbier.
KUNSTSTOPFEN
LATRINENPAROLE
Der Verlust der Begrifflichkeit
Die im Winkelstoss der Wände
in ihren Windungen erstarrte Tapete
hat die Obszönität fremder Achselfalten beim Anpressen des Oberarms an die Brust
während einer Busfahrt im Berufsverkehr
KÖNBEIN
(geträumt 26.3.2024)
Flügelschlag
Die Flugversuche der Menschheit haben sich reduziert auf das Schulterkreisen in der wöchentlich stattfindenden Gymnastikstunde, deren Kosten als Prophylaxe von der Krankenkasse übernommen werden.
Ich poliere mit dem Silberputztuch das medizinisches Gerät zur Wortaufbereitung.
HILFSZEITWORT
SCHNUCK
Welt war |
ist Konkubine jetzt |
a shrouded corpse |
missbraucht |
am weiszen Saum |
über der Kniekehle rechts |
verblasst |
ein letzter Tropfen Blut
Ich stehe auf einem Bein und schaue in den Baum. ich ziehe mir die Krone über und laufe unterm Blätterwerk durch die Stadt.
WENN DIE HIMMEL FALLEN
SOMMERSCHNEE
TRÄNENSACK
All diese
Papierfetzchen
Wortwimpel
Buchstabenkonfetti
BETTENSTEUER
Unterm Sonntagshut:
ich gehe ein bisschen die Gegend besichtigen und Zeit ausgeben. [Entlang des Zeilenfluszes von Werner Bräunig.]
KOPFBAHNHOF
chanson d‘agonie de la liberté
flibbertigibet
RANGDEWU
Outfit zur künstlerischen Selbstverteidigung
Beissschiene
Gehörschutz
Handbandagen
Mundschutz
Sichtschutz
Kopfschutz
Fallschutz
Lärmschutz
Stahlkappe
Ellenbogenschoner
TANZDIELE
Krank:
Auf der Frisierkommode neben meinem Bett: ein vom Leib gerissenes Stück Brot – liegt da wie ein gebleichter Knochen.
FREMDENZIMMER
Wetterleuchten in Stirnfurche
FREMDENZIMMER
Verlesen
Ich lese ‚Elektrogedenkstätte‘
Da steht ‚Chemisch Reinigung Rheingold‘
LIEDPOSTKARTE
SCHLOH
ŞARKÜTERI
Kirchrarbach
Oberrarbach
Bergkarabach
Ich poliere mit dem Silberputztuch das medizinische Gerät zur Wortaufbereitung
KNÖDELBROT
KATZOFF
KRANZTURNER
HIMMELSSCHREIBERIN
Schädelspalte
Gedanken hinter Stirn wie Faltenrock
AUGENLAST
An einem Märzabend traf ich in der Straszenbahn auf einen Mann, der – so sagte seine Frau – etwas ganz einfach war / von Beruf: /Stanzer/.
/Sag es doch,/ forderte sie ihn auf, als wollte sie ihn zu einem Geständnis zwingen: /dass DU die Gehäuse für die Scheinwerfer am Trabi gestanzt hast./
Der Mann wuchs über die Straszenbahn hinaus und die Frau und ich schauten ihm nach auf seinem Flug zum Mond.
Im Traum
erschien mir ein Mann. Wir waren nicht nah und nicht fern voneinander. Seine Erscheinung verunsicherte mich. Sein Körper lief zu den Füssen hin konisch zu und die Beine – trug er Strumpfhosen? – standen so eng zueinander, dass ich vermutete, sie seinen miteinander verflochten wie ein zweistrangiger Zopf. Das merkwürdigste aber war der Oberkörper – er schien mit Strumpfmaterial bespannt zu sein und ausgestopft. Also war er eine Puppe? Vielleicht waren auch seine Beine deswegen verdreht, weil er weil er Schlenkerbeine hatte? Sein Gesicht war verweht, Verwittert, die Züge, die einer Felswand / Scharten/ Karten / Seine Haare waren verfilzt, eine vor Trockenheit krause Masse, sie hingen über die Schultern hinab, und hatten die Farbe einer von der Sonne gebleichten Haselnussschale.